Lesenswertes über Christian Bieniek | |||||||||||||||||||||||||
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Ein Mann für keine Schublade | ||||||||||||||||||||||||
Jugendbuchautor sprach mit LENZ-Lesern | |||||||||||||||||||||||||
Carsten Voß - Westfälische Nachrichten 11.11.1997 | |||||||||||||||||||||||||
Jugendliche sehen anders aus. Tragen zu offiziellen Terminen kein Sakko, haben keine grauen Haare, schleppen nicht so einen elektronischen Angeber-Terminkalender mit sich herum. Und dennoch: Diesem Christian Bieniek, diesem 40-jährigen Schnelldenker und -sprecher aus Düsseldorf, kauft man ab, ein Jugendbuchautor zu sein. Ein ziemlich erfolgreicher sogar. LENZ-Leser hatten die Möglichkeit, das rheinische Unikum bei einem Redaktionsbesuch persönlich kennenzulernen. Was dabei herauskam? Lest selbst. „Bücher schreiben ist keine Hexerei, glaubt mir das, Leute.“ Punkt. Und: „Den Humor kriegen wir Düsseldorfer mit der Muttermilch eingepflanzt.“ Und: „Mein Job ist es, mich in andere Figuren hineinzuversetzen. Das ist Fantasie, mehr nicht.“ Bienieks jugendliche Helden entstehen im Kopf, sind keine Kopien aus Viva oder Bravo. Bienieks Geschichten werden aus der Warte einer weiblichen Hauptperson erzählt, häufig jedenfalls. Aber Bieniek findet´s nicht schwierig. „Dann bin ich beim Schreiben halt für ein paar Wochen dieses Mädchen.“ Bei Bieniek läuft alles so einfach. Wie Spülen, Autowaschen, Zähneputzen. In jungen Jahren ist er von der Schule geflogen, „das gab mir die Möglichkeit, mich ohne Zwänge zu entwickeln“. Er absolvierte eine Ausbildung zum Betriebsschlosser (3 Tage lang - Anm. H. Bieniek), studierte später Musik, verdiente bei Konzerten und Liederabenden ein paar Mark nebenbei. Was dann folgte, war der weitgehende Bruch mit dem bisherigen Alltag, der Aufbruch zu Ufern, die er sich schon als Jugendlicher immer zum Ziel gesetzt hatte: „Ich wollte unbedingt Schriftsteller werden.“ Nicht wegen seines vielleicht sensibel-lyrischen Gemüts, auch nicht, um Lobpreis und Lorbeer zu ernten. „Ich wollte einfach einen Beruf haben, bei dem ich wenig mache und viel freie Zeit zum Lesen habe“ - er legt eine kurze Pause ein - „und natürlich auch Geld verdiene.“ Luxus sei ihm zwar nicht wichtig („Ich brauch´ kein Haus, ich hab´ keinen Führerschein“), aber er kennt die Gesetze des Marktes. Für gute Arbeit möchte Bieniek gut bezahlt werden: „Das ist eine Art Markenartikel, den ich da verkaufe; Ihr dürft nicht vergessen, dass ein Riesengeschäft dahintersteckt.“ Das rheinische Urgestein, so scheint´s, steckt voller Gegensätze. Als perfekt funktionierendes Markt-Instrument erfüllt der Mann Verleger-Wünsche, produziert Bestseller am Fließband. Dabei will er doch nur seinen Spaß haben: „Ich bin ein alter Punker.“ Dem Bieniek kauft man ab, dass ihm das auch gelingt. |
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